In den 80er Jahren erschien im S. Fischer Verlag das Buch „Dear Doosie“ von Werner Lansburgh.
„Dear Doosie“ ist die Anrede des Autors für seine Leser, mit der er charmant seine Unentschlossenheit umschreibt, sich zwischen dem »Du« und dem »Sie« als Übersetzung des englischen »You« zu entscheiden.
Im Netz ist das DU das neue SIE
Vierzig Jahre später hat sich das „Du“ gegenüber dem „Sie“ in unserer Kultur so durchgesetzt, dass ich mich heute ähnlich unentschlossen fühle wie Werner Lansburgh in „Dear Doosie“. Für welche Anrede der Besucher:innen meiner Webseite soll ich mich entscheiden? Gilt das „im Netz ist das Du das neue Sie“ auch für mich und mein berufliches Selbstverständnis?
Für welche Anrede der Besucher:innen meiner Webseite soll ich mich entscheiden? Gilt das „im Netz ist das Du das neue Sie“ auch für mich und mein berufliches Selbstverständnis?
Möglichkeiten der Anrede – mehr als ein Spiel
Ganz einfach ist diese Frage in meinem Fall tatsächlich nicht zu beantworten, denn innerhalb meiner Arbeit habe ich schon immer mit den Möglichkeiten der Anrede gespielt.
„Du“ und „Sie“ rufen unterschiedliche Reaktionen von Nähe und Distanz hervor. Das „Du“ ist unmittelbarer; das „Sie“ erzeugt respektvolle Distanz, sagt auch: der professionelle Rahmen wird gewahrt.
Das „Du“ ist unmittelbarer; das „Sie“ erzeugt respektvolle Distanz, sagt auch: der professionelle Rahmen wird gewahrt.
Anrede-Wechsel in der Praxis
Praktisch kann das so ablaufen, dass Coach und Coachee sich nach der Klärung der übergeordneten Fragestellung gemeinsam für einen Prozess entscheiden, in dem ein Wechsel der Anrede zugunsten eines leichter gelingenden Prozesses ab einem bestimmten Punkt Sinn macht.
Der Coach macht im weiteren Verlauf diesen Moment transparent, indem er dem Klienten mitteilt, dass er nun prozessbedingt zum „Du“ wechselt. Im Anschluss an den Prozess geht der Coach dann fließend wieder zum „Sie“ über.
Das „Sie“ im Coaching
Sowohl die Rolle des Coaches als auch der zu gewährleistende geschützte Coaching-Rahmen erfordern meiner Meinung nach das „Sie“.
Sowohl die Rolle des Coaches als auch der zu gewährleistende geschützte Coaching-Rahmen erfordern meiner Meinung nach das „Sie“.
Neutralität und Professionalität als Position des Coaches
Ein Coach wird aufgesucht als professionelle Instanz, die nichts mit dem Umfeld (dem System) des Coachees zu tun hat. Ein Coach ist neutral gegenüber den Entscheidungen des Klienten, unterstützt diesen aber wohlwollend und professionell.
Ein Coach ist kein Freund, er ist ein Sparringpartner, der dem Coachee dabei helfen kann, sich Klarheit zu verschaffen und ihn in geschützter Atmosphäre dabei unterstützt, mögliche erste Schritte einer neuen Haltung auszuprobieren.
Der Coaching-Rahmen
Das „Sie“ unterstreicht die Neutralität und die Professionalität des Coaches. Zu den Aufgaben des Coaches gehört es einen geschützten Rahmen zur Verfügung zu stellen.
Die Coaching-Prozesse innerhalb dieses Rahmens gestaltet er stets transparent, d.h. für den Coachee nachvollziehbar; der Klient weiß zu jeder Zeit was wann wie geschieht.
Die duzende Homepage
Auch wenn es nach Knigge heute heißt: „Im Netz ist das DU das neue SIE“, bin ich auch aus anderen Gründen zum dem Entschluss gekommen, die Besucher:innen auf meiner Homepage zu duzen:
Der Webseitenbesucher ist ja in erster Linie emotional getrieben und befindet sich auf der Suche nach Antworten auf seine ganz persönlichen Fragestellungen. Da passt einfach das „Du“ besser, denn das „Du“ spricht diesen emotional fragenden Teil einfach unmittelbarer an.
Weiterhin ist eine Webseite auch keine Arbeitsumgebung, die eines gewissen Schutzes der Besucherinnen bedarf, sondern eine Informationsplattform und eine eine erste Instanz für die Kontaktaufnahme.
In diesem Sinne freue mich mich, dass Du den Weg hierher gefunden hast! Vielleicht lernen wir uns schon bald persönlich kennen. Und falls wir uns in einem weiteren Schritt entscheiden miteinander zu arbeiten, freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen!